Fischsterben frühzeitig erkennen und richtig handeln
18.07.2024
Fischsterben frühzeitig erkennen und richtig handeln

Lange und extreme Hitzeperioden sind im Jahr 2024 bisher zum Glück ausgeblieben. Legt man die ersten 6 Monate zugrunde, sind in Sachsen bisher durchschnittlich 335 l/m² Niederschlag vom Himmel gefallen. Das sind 39 Liter und relativ gesehen etwa 13 % mehr als im vieljährigen Mittel. Natürlich sind die regionalen Niederschlagswerte sehr unterschiedlich, da es besonders in den vergangenen Wochen zu regionalen Starkregenereignissen kam, bei denen teilweise über 50 Liter Niederschlag in wenigen Stunden zusammenkamen. Wenige Kilometer weiter weg, gab es dafür fast keine Niederschläge.

Für unsere Fische ist zu viel Regen in zu kurzer Zeit nicht gut, aber noch schlechter sind langanhaltende Trockenperioden verbunden mit großer Hitze. Obwohl es oft nicht den Anschein hat, müssen wir leider immer mit Fischsterben in unseren Gewässern rechnen. Dabei ist stets zu unterscheiden, ob ein Fischsterben durch Krankheiten einsetzt oder ob es zu einer zu hohen Sauerstoffaufzehrung im Gewässer kommt.

Ein Fischsterben durch Krankheiten ist in der Regel daran zu erkennen, dass meist nur eine Fischart betroffen ist und das Fischsterben allmählich vonstattengeht. Bei einer Sauerstoffaufzehrung und anderen umweltbedingten Fischsterben sind meist mehrere Fischarten betroffen, alles geht ganz schnell und der Verlauf ist zeitlich begrenzt.

Die kritischste Zeit für umweltbedingte Fischsterben ist zwischen Mitte Juli und Mitte September, also jetzt! Denn genau zu dieser Zeit besteht das Problem, dass die Wassertemperaturen besonders hoch sind und die Sauerstoffsättigung bei steigenden Temperaturen sinkt. So kann bei hohen Wassertemperaturen von 25°C nur noch 8 mg/l Sauerstoff im Wasser gebunden werden. Bei 10 °C Wassertemperatur sind es hingegen noch über 11 mg/l. Kommen zu dem sinkenden Bindevermögen noch sauerstoffzehrende Prozesse hinzu, wird es auch für die Fische kritisch. Denn 8 mg/l Sauerstoffbindevermögen bedeutet nicht, dass auch stets 8 mg/l Sauerstoff für die Fische zur Verfügung stehen. Den verfügbaren Sauerstoff müssen sich alle Lebewesen teilen und er schwankt tageszeitenabhängig. Die Sauerstoffsättigung kann daher durchaus niedriger als das Bindevermögen sein, insbesondere dann, wenn durch die Zersetzung von organischen Materialien viel Sauerstoff aufzehrt. Daher wird es in aller Regel früh morgens zu einem sauerstoffbedingten Fischsterben kommen, da nachts durch das fehlende Licht die Photosynthese der Pflanzen heruntergefahren ist und sauerstoffzehrende Prozesse infolge der Zersetzung von Algen ihren Höhepunkt erreichen. Da die Nächte nach der Sommersonnenwende zunehmend länger werden und die Temperaturen im Juli und August den höchsten Mittelwert des Jahres erreichen, ist diese Zeit besonders kritisch für drohende Fischsterben.

Ist ein Gewässer zudem sehr nährstoffreich oder es bekommt bspw. durch einen Platzregen eine zusätzliche Fracht an Phosphaten ab, kann der verfügbare Sauerstoff binnen kurzer Zeit aufgebraucht sein. Oft sind es dann Phosphatfrachten von gedüngten Feldern, manchmal aber auch Abwassereinleitungen und manchmal auch unsachgemäß eingeleitete Stoffe, die dann ein Fischsterben von jetzt auf gleich verursachen.

Egal, welche Hintergründe es haben mag. Im Sinne unserer Gewässer und unserer Fische ist es wichtig, dass wir in solchen Fällen schnell handeln. Fakt ist, ein Fischsterben kann man nicht immer vermeiden oder abmildern. Fakt ist aber auch, dass durch umsichtiges und schnelles Handeln die noch lebenden Fische in einigen Situationen sogar evakuiert werden können, bspw. bei kleineren Fließgewässern. Zudem kann durch das schnelle Ablesen der toten Fische eine durch die Zersetzungsprozesse bedingte weitere Sauerstoffzehrung oft vermieden werden.

Wie bei einem Fischsterben zu verfahren ist, ist im nachfolgenden Merkblatt beschrieben. Im Zweifel lautet das Motto bei einem sichtbaren Fischsterben aber immer, die Polizei zu rufen und, wenn möglich, sicherheitshalber ein bis zwei Wasserproben zu nehmen, die man dann den Behörden als Beweissicherung mitgeben kann. Denn dann kann unmittelbar im Verlauf des Fischsterbens festgestellt werden, ob es sich um eine natürliche Ursache handelt oder ob es doch einen Verursacher gab, der möglicherweise schadenersatzpflichtig gemacht werden kann. 

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