Am 29.04.2023 fand das Hegeangeln auf Friedfische (Cypriniden) am Verbandsgewässer Talsperre Bautzen statt. Ziel der Aktion war es, einen Beitrag zur Friedfischentnahme an der Talsperre Bautzen zu leisten.

Zum Hintergrund

Unser Fischereipachtvertrag enthält die Verpflichtung, mindestens 3 Tonnen Weißfische im Jahr zu entnehmen, besonders große Brassen und Güstern. Diese Entnahme ist notwendig, um einem Massenfischsterben vorzubeugen. Die Talsperre Bautzen hat eine Staulamelle von 5,5 Metern und dient vorrangig der Grundwasseraufhöhung und dem Hochwasserschutz. Im Hochsommer und bei Eisbedeckung schichtet sich das Wasser, dass sauerstofffreie Zonen im Tiefenwasser und lebensfeindliche Zonen durch zu hohen pH-Wert und Kälte bzw. zu viel Hitze an der Wasseroberfläche entstehen. Besonders in den langanhaltenden Hitzeperioden zwischen Juli und September besteht die Gefahr, dass sich der gesamte Fischbestand der Talsperre auf wenig Raum aufkonzentriert - ein Massenfischsterben droht. Die Folge wären dutzende Tonnen toter Fische. Dieses Szenario kann zwar nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Jedoch sind wir als Fischereiausübungsberechtigter verpflichtet worden, mit einer Entnahme der Fischarten, die sich in einer Fraßschutznische befinden, unseren Beitrag zu leisten. Fraßschutznische bedeutet nichts anderes, dass die Fischarten, die aufgrund ihrer Größe bzw. Form wenige Fressfeinde haben und gleichzeitig durch den Menschen nicht oder nur sehr wenig als Lebensmittel geschätzt werden. Sie verbleiben also lange udn teilweise bis zum natürlichen Tod im Gewässer. Das betrifft besonders die sehr groß und alt werdenen Weißfischarten wie Brassen, Güster, Rotfeder, Plötze oder Döbel. Deshalb wird seit 2021 mit berufsfischereilichen Methoden auf diese Fischarten in der Talsperre Bautzen gezielt gefischt. Langfristiges Ziel ist es jedoch, mindestens 3 Tonnen Friedfischentnahme im Jahr an der Talsperre durch Angler zu entnehmen, denn berufsfischereiliche Methoden sind teuer, aufwändig und wenig unter Anglern beliebt. Solange es aber keine nennenswerte Anglerentnahmen für Weißfische gibt, sind sie notwendiges Mittel zum Zweck.

Wie lief es?

Um auf das Thema aufmerksam zu machen und das Friedfischangeln wieder populärer zu machen, haben wir die Veranstaltung am 29.04.2023 bereits frühzeitig vorbereitet und trotz schlechtem Wetter durchgeführt. Bereits um 07:30 Uhr trafen sich fast 200 Mitglieder aus allen Teilen des Verbandsgebietes. Einige unserer Mitgliedsvereine haben die Veranstaltung sogar als Vereinsangeln durchgeführt. Bei knapp über 10 Grad Luft- und 10 Grad Wassertemperatur, dazu noch starken Regenschauern, waren die Bedingungen nicht perfekt. Aber einen gestandenen Angler bzw. mehrere Anglerinnen hielt auch das nicht ab, um angeln zu gehen. Nach einer Ansprache und Themeneinführung von Stefanie Waller, unserer Beisitzerin im Präsidium für Angeln und der Verbandsgeschäftsführer René Häse (AVE) und Jens Felix (LVSA) sowie Anne Schöfer-Rothe von der AVE-Geschäftsstelle zu den Hintergründen und zum organisatorischen Ablauf, wurden die Angelplätze gesucht und es ging los. Bei der Anzahl der Teilnehmer und durch den hohen Wasserstand verteilte sich das Angeln an allen Bereichen an der Talsperre, einige angelten auch vom Boot aus. Besonders erfeulich war die große Teilnehmerzahl unserer Jungangler, denn einige Jugendgruppen, Mamas oder Papas kamen gleich zum Familienangeln und hielten meist auch bis zum Schluss durch. Diese Leistung verdient unser aller Respekt und große Anerkennung. Auch unser Präsident Udo Witschas und das halbe Verbandspräsidium ließ es sich nicht nehmen, einmal vorbeizuschauen, interessante Gespräche zu führen und teilweise auch mitzuangeln. Mehrere Vertreter und Vertreterinnen der Fischereibehörde und der Wasserschutzpolizei besuchten uns an diesem Tag und in interessanten und sehr konstruktiven Gesprächen waren die 4-5 Stunden Angelzeit schnell vorbei. Zwischendurch und am Ende gab es noch einen kleinen Imbiss an der Ocean Beach Bar. Das uns entgegnete Feedback der Teilnehmer war durchweg positiv und vielen wollen das nächste Mal wieder teilnehmen, so die Verlautbarungen.

Unser Fazit 

1. Angler leisten einen entscheidenden Beitrag zur Erbringung der gesetzlichen Hegeverpflichtung. Das haben fast 200 Mitglieder gleichzeitig am 29.04.2023 bewiesen.
2. Auch wenn einige Angler nichts gefangen haben, so haben andere wiederum 10 Fische und mehr gefangen. Allein die Weißfischmenge, die an diesem Tag an den Dresdner Zoo gespendet werden konnte, belief sich auf 50 Kilogramm. Dazu kamen noch mehrere größere Fische, die für die Küche gut geeignet waren und individuell verwertet wurden.
3. Viele der Teilnehmer wollen in diesem Jahr vermehrt auf Weißfisch angeln und diese auch vermehrt entnehmen. Das Bewusstsein geschaffen zu haben, dass eine Friedfischentnahme durch Angler notwendig und auch möglich ist, ist der wohl größte Erfolg!
4. In den Gesprächen kam heraus, dass vielen Anglern nicht bewusst war, die gefangenen Friedfische, die keinem Mindestmaß und keiner Fangbegrenzung unterliegen, auch im Fangbuch eintragen zu müssen. Daher möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass alle jene Fische ebenso in das Fangbuch eingeschrieben werden müssen. Tun wir das nämlich nicht, schaden wir uns in erster Linie selbst, indem wir die Friedfischentnahme durch Netze und Reusen vollziehen müssen.
5. Das Gefühl, gemeinschaftlich etwas Gutes zu tun und Friedfischangeln wieder populärer zu machen, entfaltet auch langfristige Wirkung.

Wenn jeder Angler an der Talsperre Bautzen pro Angeltag nur 375 Gramm Friedfisch mitnehmen würde, dann hätten wir bei 8.000 Angeltagen im Jahr (Durchschnittswert der letzten 5 Jahre für die TS Bautzen) keine Netze und Reusen mehr auf dem See. Es liegt also maßgeblich an uns selbst!

In der nächsten Ausgabe der Verbandszeitschrift Fischer und Angler wird das Gesamtthema noch einmal ausführlich erklärt. Zudem lobt der AV "Elbflorenz" Dresden e. V. ab 2023 einen Hegepokal für Mitgliedsvereine sowie die Hegemedaille in Gold, Silber und Bronze für die Friedfischentnahme an der TS Bautzen aus. Mehr Informationen findet ihr in der Juniausgabe der Zeitschrift Fischer & Angler. Seid und bleibt gespannt!