Nah an der Oberfläche Nah an der Oberfläche
Bild: Arndt Zimmermann
Nah an der Oberfläche
Angeln mit Schwimmködern

In den Sommermonaten kann man tagsüber oft beobachten, dass in einigen Angelgewässern Karpfen, Rotfedern, Döbel u. a. Cypriniden dicht unter der Wasseroberfläche stehen oder entlang ziehen. Dabei wird alles, was auf dem Wasser schwimmt, Blätter, Blüten, Insekten etc. von den Fischen auf Fressbarkeit untersucht. Dann ist die hohe Zeit des Oberflächenangelns mit Schwimmködern auf Cypriniden gekommen. Vergleichsweise spannend ist das wie das Fliegenfischen mit der Trockenfliege auf Salmoniden.

Text und Fotos: Arndt Zimmermann

Gerätewahl

Rute, Rolle und Schnur

Seit Jahren verwende ich für diese Art der Angelei eine sogenannte Power-Matchrute von 4,5 m Länge und bis 40 g Wurfgewicht. Sie wird auch mit kampfstarken Friedfischen fertig und kann diese auch mal vor Hindernissen oder vor Bewuchs am eigenen Ufer abhalten. Nachteilig ist, dass längenbedingt zum Auswerfen und zum Drill ein baumarmes Umfeld am Wasser sein sollte. Wenn große Friedfische im Sommer unter überhängenden Bäumen im Schatten stehen, muss alternativ auch mal eine kürzere Rute mit ähnlichem Wurfgewicht ran. Als Rolle nutze ich eine 2500er Stationärrolle mit Kampfbremse. In hindernisarmen Gewässern verwende ich eine gute 0,22 bis 0,24 er monofile Schnur. Bei größeren Karpfen bin ich mit einer kräftigeren 0,30 bis 0,35 er Schnur besser gerüstet.

Ein Angelfreund gab mir kürzlich folgenden Tip: Ist das Gewässer sehr verkrautet oder soll der Schwimmköder gar in einem See- bzw. Teichrosenfeld platziert werden, ist eine grüne geflochtene 0,20 er Schnur geeigneter, da diese im Drill besser mit den Pflanzen fertig wird. In stark beangelten Gewässern und bei schnurscheuen Fischen empfiehlt ältere Literatur das Auffädeln von Binsenstücken auf die Schnur bzw. das Vorfach. Auch dieser Tipp hört sich plausibel an

Bissanzeiger

Auf kurze Entfernung brauche ich keinen Bissanzeiger. Bei zu erwartenden besseren Karpfen binde ich, abhängig vom verwendeten Schwimmköder, einen 2 er bis 8 er mattierten Karpfenhaken direkt an die Hauptschnur. Ansonsten schalte ich ein ca. 1,5 m langes und in der Tragkraft etwas schwächeres Vorfach davor.

BildAuf größere Distanz oder bei bewegtem Wasser ist der Schwimmköder schlecht zu sehen. Hier verwendete ich jahrelang als Bissanzeiger durchsichtige Wasserkugeln, früher Buldos genannt. Halb mit Wasser gefüllt ergeben sie schon ein gutes Wurfgewicht zum Distanzwerfen. Der Vorteil ist die luftblasenähnliche Unauffälligkeit auf dem Wasser. Die Hauptschnur wird 2-mal durch beide Ösen gefädelt und mit rutschfesten Gummistoppern fixiert. In 1,5 m Entfernung davon wird der Haken direkt an die Hauptschnur gebunden. Oder ich habe nach dem genannten Auffädeln des Buldos auf die Hauptschnur nebst Gummistopper eine Schlaufe oder Wirbel gebunden und in diese ein ca. 1,5 m langes Vorfach eingeschlauft. Der Nachteil einer Wasserkugel ist abhängig von ihrer Größe aber ein lautes Aufklatschen auf’s Wasser beim Auswerfen und ein sehr großer Widerstand mit entsprechender Wasserbewegung beim Anhieb. Das hat mir schon manchen guten Fisch vergrämt.

Zur Bisserkennung auf Distanz verwendet man heute auch andere Bissanzeiger, sog. Controller (eine Art bebleite kompakte Pose). Diese werden von wenigen speziellen Firmen im Internet angeboten. Bei diesen wird die Schnur nur durch eine Öffnung am oberen sichtbaren Ende geführt. Diese Art Bissanzeiger brachten mich auf die Idee zum Selbstbau aus noch vorhandenen alten Plastik- u. a. bauchigen Posen.

BildEine Plastikpose wurde nach Entfernung der Antenne am dicken Ende aufgebohrt. Die zuvor durch Austarieren der Pose im Keller ermittelte Bleimenge aus kleinen Bleischroten wurde in die Öffnung gegeben und eine kleine Menge Klebstoff (letztere beim Ausloten mit berücksichtigen!) nachgeführt. Sofort anschließend habe ich die Öffnung mit einem Stück vorgefertigtem Schaumstoff verschlossen und den Poseninhalt leicht geschüttelt, damit der Kleber alle Bleischrote erreicht. Auf dem dicken Ende stehend konnte der Kleber aushärten und die Bleischrote genau dort fixieren. Mit grünem 3D Acryllack wurde der Posenkörper möglichst unauffällig und nicht glänzend angemalt.

Eine kleine rote Kappe im Bereich der Einhängeöse soll den Bissanzeiger auch für mich ein wenig sichtbarer machen. Bei den bauchigen Posen habe ich neben Bleischroten auch andere alte Bleiformen als Beschwerung verwendet. Die benötigte Bleimenge wurde ebenfalls zuvor durch Austarieren ermittelt. So habe ich für verschiedene Gewässer und Wurfentfernungen die entsprechenden Bissanzeiger parat. Nach einigen „Probeläufen“ am Wasser habe ich einige Kappen zwecks besserer Sichtbarkeit bei Gegenlicht schwarz gefärbt. Bild

5 Montagebeispiel mit dunkler Schnur zur besseren Demonstration

Gut als Wurfgewicht für größere Entfernungen eignen sich auch farblose schwimmende Bombardas (Sbirolinos), welche für das Forellenangeln konzipiert wurden. Alternativ habe ich auch schon sog. Kristallposen als Bissanzeiger verwendet.

Taktik

Nach meinen bisherigen Erfahrungen lohnt das Schwimmbrotangeln an warmen Sommertagen tagsüber ab den späten Vormittagsstunden bis in die Dämmerung hinein. An Gewässern mit überhängenden Bäumen lohnt auch ein Versuch unter diesen, da die Fische gern im Baumschatten stehen. Zur besseren Erkennung der Fische ist eine Polbrille unerlässlich. Da die hochstehenden Fische uns aus dem Wasser heraus ebenfalls wahrnehmen können, ist unauffällige Kleidung – Tarnkleidung – ebenfalls ein Muss zum Erfolg. Mit einigen Testködern kann ich leicht deren Fresslust feststellen. Zum Einwerfen der Testköder auf größere Entfernung ist mir die Futterschleuder eine gute Hilfe. Nach dem Einwerfen in die Nähe der Fische muss ich aber gerade bei Karpfen und anderen großen Friedfischen oftmals eine geraume Zeit warten. Denn diese nehmen nicht immer sofort den Köder, sondern umkreisen diesen oft mehrere Minuten lang langsam und misstrauisch, bevor sie ihn ignorieren oder einschlürfen.

Gern nehme ich aus frischem Weißbrot das weiche Innere, stecke es auf den Haken und drücke es um den Schenkel an. Somit kann ich die beköderte Flocke leidlich gut auswerfen. Die Flocke schwimmt sichtbar auf dem Wasser und selbst, wenn diese nach einiger Zeit vollgesogen langsam abtaucht, ist diese unwiderstehlich für die Fische. Ratsam ist dabei die Verwendung eines der genannten Bissanzeiger, um auch die Bisse bei absinkender Flocke zu sehen. Verwende ich Weißbrot- oder Brotstücke mit Rinde, werden diese in die Rinde eingestochen und, wie gehabt, das weiche Innere am Hakenschenkel angedrückt. Unmittelbar vor dem Auswerfen tunke ich das Stück kurz ins Wasser. Somit kann ich das Wurfgewicht zwecks größerer Weite erhöhen. Zum Auswerfen selbst ist ein „weicher Wurfstil“ besser als ein „ harter Spinnrutenstil“ geeignet.

Erdnussflips, mit einer Ködernadel auf das Vorfach mit einem 8er oder 10er Haken gezogen, sind ein sehr guter Schwimmköder, dem ich einige Karpfen verdanke. In Gewässern mit hohem Weißfischbestand sind aber meist die kleineren Rotfedern, Plötzen und Döbel schneller am Köder und zerlegen ihn regelrecht.

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Da bleibt für die besseren Fische und Karpfen nichts mehr übrig. Hier muss ich entsprechend vorsorgen. Härtere Schwimmköder, wie eine zähe Kruste von altbackenem Brot, spezielles Angelschwimmbrot, schwimmende Boilies, Pellets, Hundekuchen oder sogar Kunstmais, kommen dann zum Einsatz. Diese werden ebenfalls mit einer Ködernadel auf den Haken gezogen. Aber auch die Haarmontage oder eine Befestigung mit Pelletband ist möglich.In einem Artikel habe ich auch von mit Lockstoff getränkten Stücken eines gelben Schwammes als Schwimmköder gelesen. Sicher gibt es noch weitere geeignete Schwimmköder. Diesbezüglich gibt es meinerseits noch einiges auszuprobieren.

Im flachen Gewässer habe ich statt einem schwimmenden Bissanzeiger auch schon ein Grundblei von 10 bis 30 g am 1,5 m langen Vorfach verwendet. Der Köder schwimmt dann im von mir gewählten Bereich und treibt bei Wind nicht ab. Der Biss wird dann durch eine entsprechende Bissanzeige an meiner Rute wahrgenommen.

Hat ein Fisch den Köder genommen, muss ich mich bremsen, sofort anzuschlagen. Das ist manchmal Nervenkitzel pur, um durch einen Fehlanhieb die Fische nicht zu verprellen. Erst wenn die Schnur sichtbar loszieht bzw. mein Bissanzeiger abtaucht, wird der Anhieb gesetzt.

Augen auf!

Ständige Aufmerksamkeit ist an Gewässern geboten, wo Leute immer wieder Wasservögel mit Brot etc. füttern. Da sind auch die daran gewöhnten Karpfen etc. nicht weit. Aber oft sind aber die Wasservögel schneller. Hier muss ich immer genau wissen, wo sich mein Schwimmköder befindet, um ihn schnell vor einem Wasservogel wegzuziehen, ohne ihn zu haken.