Der Kormoran Der Kormoran
Bild: Silvio Heidler
Der Kormoran
(Phalacrocorax carbo sinensis)
Die Notwendigkeit des Bestandsmanagements

1. Bestandsentwicklung

Bild um 1960:
europaweit die geringste Populationsdichte mit weniger als 5.000 Brutpaaren der westlichen Kontinentalrasse des Kormorans; Bestandsdezimierung mehr wegen Pestizidbelastung als aufgrund von Verfolgung

ab 1980:
weniger als 1.000 Brutpaare in Deutschland, geringere Pestizidbelastung,
günstige Nahrungsbedingungen und europaweiter Schutz lassen Bestände sich erholen 

ab 2000:
Bestandserhöhung auf ca. 2 Millionen Individuen europaweit bzw. 130.000 in Deutschland, viele neue Brutkolonien

2. Fischartengefährdung

Bild Abbildung oben links: Nachhaltiges Fischen
etwa der halbe potenzielle Ertrag wird mit der Angel entnommen - der Grundbestand bleibt erhalten und dient vielen fischfressenden Tieren als Lebensgrundlage

Abbildung oben rechts: Überfischung geht an die Substanz
starker Kormoranfraß reduziert den Grundbestand an Fischen und stört den Altersaufbau der Fischbestände

Fischartengefährdung am Beispiel der Äsche

Die Äsche ist ein geselliger, in kleinen Gruppen lebender Fisch und ist nicht an Strukturen wie Totholz oder unterspülte Ufer gebunden. Sie hält sich gern in zügig überströmten Bereichen frei im Fluss stehend auf, hinter einzelnen Steinen, die einen Strömungsschatten bilden. Diese Eigenschaft macht sie zur leichten Beute für Fisch fressende Vögel. 

Der Vergleich von Daten zum Fischbestand vor und nach dem Einfall des Kormorans in verschiedene Äschengewässer belegt drastische Auswirkungen auf ihre Bestände. Bestandszusammenbrüche gibt es nicht nur in begradigten und strukturarmen Gewässern, sondern auch in renaturierten und naturnahen Fließgewässerabschnitten. In Gewässerabschnitten mit sehr guten Äschenbeständen reicht bereits eine kurze Präsenz des Kormorans in einem Winter aus, um diese Fischart auf Einzelexemplare zu reduzieren.

Mittlerweile ist die Äsche in den Roten Listen als stark gefährdet eingestuft.
Grundlage für wirkungsvolle Schutzmaßnahmen ist die allseitige Akzeptanz, dass durch Kormorane ein nachhaltiger Einfluss auf Fischbestände ausgeübt wird und
dass dadurch ernste Artenschutzprobleme entstehen können. Ein deutschland-
und europaweites Kormoranmanagement muss die Belange des Fischartenschutzes berücksichtigen.

 

3. Kulturfolgelandschaft und Management

Wir leben in einer Kulturlandschaft, die Bestandsregulierungen von Arten (z. B. Wild) in einem mittlerweile breiteren Spektrum erforderlich macht. Angler verpflichten sich zu zahlreichen Schutz- und Hegemaßnahmen und haben sich u. a. an Schonzeiten zu halten. Durch die Sächsische Kormoranverordnung ist eine letale Vergrämung im Zeitraum vom 16.08. - 31.03. möglich. Die Entstehung von Brutkolonien darf verhindert werden.

Nur ein koordiniertes und länderübergreifendes Management mit einer vorgesehenen Populationszielgröße, die den Kormoran in seinem Bestand nicht gefährdet, bringt Erfolg.

Bestandsmanagement am Beispiel des Wildes

„Besonders wichtig für den Schutz der Kulturlandschaft und ihrer Pflanzen und Tiere ist die jagdliche Nutzung der Wildarten, bei der durch selektive, reduzierende oder regulierende Eingriffe in die Populationen […] ein unverzichtbarer Beitrag zur Erhaltung des Gleichgewichts und zur Förderung im Bestand gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Tierarten geleistet wird. Besonders hervorzuhebende Aktivitäten sind die Bemühungen zur Senkung der Fuchsdichte zum Schutz des Niederwildes und der nicht jagdbaren Bodenbrüter sowie die Reduzierung oder Regulierung der Schalenwilddichte zur Unterstützung des Waldumbaus und zur Senkung der Verbiss- und Schälschäden an Waldverjüngungen.“
(Zitat Landesjagdverband Sachsen e. V.)