Aufwertung von Kunstködern Aufwertung von Kunstködern
Bild: Arndt Zimmermann
Aufwertung von Kunstködern

Nach einem Schneidertag beim Spinnangeln komme ich ins Grübeln über die Ursachen meines Misserfolges. Am Wetter kann es doch nicht immer liegen. Oder war ich zur falschen Zeit am falschen Ort? Oder sind keine Raubfische mehr da? Andererseits höre ich dann in Gesprächen mit anderen Angelfreunden, dass gerade in dem Gewässer meines Misserfolges jüngst Raubfische gefangen wurden. Spätestens dann war mir klar, dass ich vielmehr an mir arbeiten muss, an meiner Taktik oder, wie nachfolgend beschrieben, an meinen Ködern. Ich hatte ja bereits im  vergangenen Artikel erwähnt, dass Fische, insbesondere Raubfische, in stark frequentierten Gewässern dazulernen und somit „blinkermüde“ werden. Denn als Augenjäger kennen sie die oft eingesetzten Kunstköder. Zudem können sie über ihre Seitenlinie die von diesen Ködern ausgehenden Druckwellen unterscheiden. Und dennoch sind es oftmals Kleinigkeiten am Köder selbst, welche den Köder fängiger machen und den Bissreiz von Hecht & Co. auslösen.

Einige Beispiele aus der Fülle von Möglichkeiten für das Aufwerten von Kunstködern möchte ich nachfolgend beschreiben. Diese habe ich bereits mehrfach erfolgreich angewendet.

Drillinge mit rotem "Überzieher"

BildBekanntlich stehen ja die Raubfische auf die Reizfarbe rot. Warum also nicht mal die Drillinge der Kunstköder färben. Mit wasserfester Farbe geht das bestimmt. Aber auch mit rotem Schrumpfschlauch, wie in diesem Falle. In gut sortierten Modellbauläden gibt es Meterstücken von u. a. rotem Schrumpfschlauch verschiedener Durchmesser. Entsprechende Stücke werden zurechtgeschnitten und über den Drillingsschaft gezogen. Dünnere Stücke werden über die einzelnen Flunken gezogen. Spitzen und Widerhaken müssen frei bleiben, um besser zu haken. Mit einer Heißluftpistole, Heißdampf etc. werden die so überzogenen Drillinge erhitzt, bis sich der Schrumpfschlauch sauber anlegt, fertig.
Aufgepasst: Die Drillinge sollte man dabei mit einer Zange anfassen, sonst gibt es verbrannte Fingerspitzen. 
Wichtig zu wissen - rot verliert jedoch bei einer Wassertiefe > 3 m seine Farbwirkung und nimmt dann einen dunklen Braunton an. 

Drillinge/Einfachhaken mit roten Maraboupuscheln

Vom Fliegenbinden abgeschaut verwende ich gern rote Maraboufedern, welche sehr Bildgut im Wasser spielen, um damit Drillinge oder Einfachhaken noch attraktiver zu gestalten. Nach einer Grundwicklung werden die entsprechenden Maraboufedern an den Schaft von Drilling oder Einfachhaken gebunden, mit einem Abschlußknoten gesichert und die Wicklung abschließend lackiert. Dann befestige ich die so befederten Drillinge bzw. Einfachhaken direkt oder mittels eines Sprengringes an den Kunstköder. Bei Forellenspinnern binde ich auch gern rosa-, orange- und pinkfarbene Maraboufedern an die Einzelhaken. 

Steife Gummifische? nicht bei mir!

Unlängst fiel mir eine ältere Anglerzeitung in die Hände, in welcher eine einfache Möglichkeit beschrieben wurde, um länger lagernde und steif gewordene bzw. deformierte (im Schwanzbereich) Gummifische wieder beweglich und gerade zu bekommen. Dazu wird kochendes Wasser in ein altes vorgewämtes Gefäß geschüttet und die Gummifische hineingelegt oder gestellt. Nach ca. 3 Minuten schütte ich das Wasser ab und habe nach dem Abkühlen wieder schön bewegliche und gerade Gummifische ohne schiefe Schwanzteller. Diese einfache Methode ist sehr brauchbar.

Augen auf die Spinnköder

BildEs ist allgemein bekannt, dass Raubfische auf die Augen ihrer Beutefische fixiert sind. Denn Raubfische packen meist die Beutefische am Kopf, um diese Kopf voran ohne störende abstehende oder verletzende spitze Flossenstrahlen runter-zuschlucken. Aus diesem Grund statte ich, wenn möglich, meine Kunstköder mit Augen aus. Bewährt haben sich verschiedene Augen aus Papier, phosphorisierende Augen mit Nachleuchteffekt im Dunkeln, sog. plastische Wackelaugen oder Augen aus Epoxy mit 3 D Effekt (Foto 5). Die meist selbstklebenden Augen aus Papier werden auf die Kunstköder aufgeklebt und mit farblosem Lack gegen Ablösen gesichert. Die Epoxy 3 D- Augen um 4 bis 8 mm Durchmesser kommen bei Gummifischen, Wobblern und Bleiköpfen zum Einsatz. Auf Wobbler und Bleiköpfe klebe ich die Augen mit Sekundenkleber und auf Gummifische mit speziellem Gummifischkleber. Zur Not kann ich auch mit Markerstiften Augen aufmalen.

Barschstreifen

In Gewässern mit Barschbestand gehören junge Barsche zur Beute der Räuber. Ich habe bisher gute Erfahrungen mit Kunstködern gemacht, welche mit Barschstreifen versehen waren. Diese bringe ich nach Belieben auf Wobbler, Blinker, Spinner und Gummifische. Dazu verwende ich wasserfeste Markerstifte oder Farblack. Bei Gummifischen mit stark schwarz gefärbten Rücken und Flanken reibe ich mit einem Messerist die schwarze Farbe streifenweise ab.  Auf akurat aufgebrachte Streifen lege ich keinen gesonderten Wert, da dies m. E. den Raubfischen egal ist.

Bild: Arndt Zimmermann
Korrosion an Bleiköpfe eliminieren

BildAls ich mal nach längerer Zeit wieder mal in meine Gummifischkästen schaute, war an einigen unlackierten, montierten Bleiköpfen ein weißlichgrauer Überzug sichtbar (Foto 7). Die korrodierten Bleiköpfe stelle ich nur mit den Köpfen (nicht ganze Bleiköpfe – gibt sonst stumpfe Haken)  in eine alte Tasse mit einem Gemisch aus Essig-Essenz und wenig Wasser für 2-3 Tage. Anschließend schruppe ich sie mit einer alten Zahnbürste und Zahnpasta ab und lasse sie trocknen. Um die Bleikorrosion künftig zu minimieren, lüfte ich nach jedem Einsatz die betreffenden Köderkästen zwecks Trocknung. Auch werden nach jeder Saison die Bleiköpfe aus den Gummifischen genommen und von den Gummifischen getrennt gelagert.

 

Bleiköpfe aufwerten:
Nach dem Trocknen behandle ich die Bleiköpfe mit farblosem oder farbigen wasserfesten Lacken nach Belieben. Die Augen werden anschließend aufgeklebt oder aufgemalt. Es schadet nicht, wenn ich Bleiköpfe mit Augen auch an Gummifische mit vorhandenen Augen montiere.

Bild: Arndt Zimmermann
Twisterschwänze an Spinner
Bild: Arndt Zimmermann

Spinner kann ich ebenfalls noch weiter aufpeppen, indem ich an einem Einfachhaken oder Drilling Twisterschwänze aufziehe. Doch vor dem Aufziehen auf Haken oder Drilling schneide ich einen Teil des Rumpfes vom Twister ab.

Seit der Gummiköder-Ära fristen derzeit viele dieser „Schrottköder“ bei nicht wenigen Anglern ein Schattendasein in irgendwelchen Behältnissen. Dabei gibt es adäquate Kunstköder heute noch im Handel. Auch ich habe beim Aufräumen meiner „Anglerkammer“ eben jene Schachteln entdeckt, in welchen noch viel von diesem DDR- und Nachwendeschrott vor sich hinkorrodiert. Wie hieß doch die Anglerweisheit in stark beangelten Gewässern? Immer wieder mal neue Köder einsetzen. Und nach vielen gummifischreichen Jahren kann ich oftmals mit aufgearbeiteten Metallspinnködern, wie den Heintz-, Augen- oder Z-Blinker, wieder den einen oder anderen gummifischmüden Raubfisch zum Anbiss verleiten. Als Erstes sichte ich den Altbestand und suche die Kunstköder raus, welche noch eine zweite Chance bekommen. Dann werden Sprengringe, Drillinge und funktionslose Wirbel abmontiert. Mit handelsüblichen mechanischen und chemischen Schleifmitteln oder  Hausmitteln, wie Zahnpasta, Cola, Essig etc. werden die Metallflächen der Blinker oder Spinner bearbeitet, bis diese wieder eine zufriedenstellende mehr oder weniger metallisch sichtbare Oberfläche haben. Anschließend werden neue Sprengringe und, wie beschrieben, mit rotem Schrumpfschlauch versehene Drillinge und bei Bedarf neue Wirbel angebracht. Schließlich versehe ich die Köder, wie genannt mit Augen, roten oder schwarzen Streifen, Punkten etc. Fertig sind einsatzbereite „Blechköder“.

Tipp zum Schluss

Fischgeruch injizieren oder aufbringen:

Raubfischlockmittel gibt es als Spray oder kleinen Fläschchen in Angelshops zu kaufen. Ein wenig davon kann problemlos vor Angelbeginn auf die Köder aufgetragen werden. Von Zeit zu Zeit muss aber der Lockstoff auf dem Köder erneuert werden. Hier gilt wie bei vielen konzentrierten Lockstoffen, nicht in Massen, sondern in Maßen auftragen. Alternativ kann ich aber auch nach dem Verzehr von Ölsardinen oder Dorschleber deren Öl in kleine saubere Fläschchen füllen und habe somit einen preiswerteren Lockstoff zur Hand. Mit einer handelsüblichen Spritze kann ich den Lockstoff bspw. in Gummifische injizieren, nachdem ich zuvor ein oder mehrere kleine Löcher mit einer alten Stricknadel etc. vorgebohrt habe.