Ausloten im Stillgewässer Ausloten im Stillgewässer
Bild: Arndt Zimmermann
Ausloten im Stillgewässer

Text: Arndt Zimmermann

Heute will ich mal wieder mit Posenruten auf Friedfische angeln gehen. Am Zielgewässer ist ein erfolgversprechender Angelplatz bald gefunden. Die Gerätschaften werden bewährterweise übersichtlich am Angelplatz abgelegt und die fertig montierten Ruten zusammengesteckt. Aus Zeitersparnis zugunsten des Angelns habe ich bereits am Vorabend nach gedanklicher Festlegung von Zielgewässer und Angelart die Posenmontagen zusammengestellt und optimal ausgebleit.

Vor dem Anfüttern, Beködern und Auswerfen kommt nun spätestens die Frage: wie tief ist es eigentlich an der Angelstelle? Und welche sog. Hotspots, wie Rinnen, Kanten, Erhebungen, aber auch üble Hänger habe ich im Bereich meiner Angelstelle? Da hilft nur, die Angelstelle auszuloten. Viele Angler haben damit ihre Schwierigkeiten. Die durch das Ausloten erworbenen Erkenntnisse sind aber für den Fangerfolg oft entscheidend.

Ich will versuchen, anhand eigener praktischer jahrelanger Erfahrungen einige Möglichkeiten zum Ausloten eines Angelplatzes aufzuzeigen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Für das Ausloten einer Angelstelle bieten sich mehrere Möglichkeiten:

Ausloten mit einem Lotblei

BildDer Fachhandel bietet mehrere Lotbleie an, u. a. das klassische Lotblei mit an der Unterseite eingeklebten Korkstreifen, den Klappgrundsucher oder das Stonfoblei. Wer gern selbst werkelt, kann sich einfach aus Kugelbleien verschiedener Größen und gebrauchten Weinkorken seine Bleilote selbst herstellen.

Beim klassischen Lotblei ziehe ich den Haken an der Posenmontage durch die Öse des Lotbleies und steckt die Hakenspitze in den Korkstreifen. So kann sich das Lotblei beim Werfen und Ausloten nicht von der Montage lösen und der Haken sich nicht irgendwo am Gewässergrund festsetzen. Nach gleichem Prinzip werden auch die selbstgebauten Bleilote mit Korkplatte eingesetzt.

Der Klappgrundsucher wird geöffnet und der Haken eingebettet. Durch den Federdruck kann dieser beim Ausloten auch nicht von der Montage abfallen.

Beim Stonfoblei wird durch Federdruck eine Nut freigegeben, in welche der Haken bzw. das Vorfach in unmittelbarer Hakennähe sicher zum Loten eingelegt wird.

Nunmehr wird die gesamte Posenmontage mit einer der gewählten Lote in den Bereich der vorgesehenen Angelstelle geworfen, ein wenig Schnur gegeben und kurz abgewartet, bis die Posenmontage sich etwa vertikal unter der Pose befindet. Liegt die Pose auf dem Wasser auf, ist die Montage zu tief eingestellt. Ist die Pose nicht mehr oder nur noch schemenhaft unter Wasser erkennbar, ist die Montage zu flach Die Montage muss nun so oft eingeholt und die Pose auf der Schnur bzw. bei einer Gleitpose der Schnurstopper verschoben werden, bis nach dem Auswerfen die Posenspitze über der Wasseroberfläche sichtbar ist. Somit habe ich die richtige Tiefe für das Anbieten des Köders am Grund gefunden.

Pose Links Zu Tief Eingestellt; Pose Mittig Zu Flach Eingestellt; Pose Rechts Richtig Eingestellt
Bild: Arndt Zimmermann

Den Posenstandort als Angelstelle kann ich jetzt gezielt anfüttern. Vor dem Herausnehmen der Posenmontage markiere ich aber die Angelentfernung auf der Schnur mit einem wasserfesten Markerstift und merke mir einen Richtungspunkt am anderen Ufer (Einzelbaum, Waldecke etc.).

Will ich statt gerade den Grund berührend mit aufliegender Montage angeln, muss ich nun die Pose bzw. den Stopper um 20 bis 30 cm weiter als gelotet, schieben. Als letzten Schritt halte ich die eingestellte Posenmontage an die Rute an und merke oder markiere mir den Abstand von Haken zur Pose an einem Rutenmerkmal (bspw. vom Rollenfuß bis 4. Führungsring). Somit kann ich bspw. nach einem Montageabriss sofort die Tiefe an der neuen Montage wieder einstellen.

Jetzt erst wird beködert und die Futterstelle angeworfen.

Ausloten mit Bleischrot

BildWenn ich beim Loten merke, dass der Gewässergrund sehr schlammig ist, wird stattdessen ein größeres Schrotblei an den Haken oder in die Nähe des Bissanzeigerschrotes geklemmt. Dieses fungiert dann wie ein Lot.

Auch dafür habe ich mir entsprechende Bleischrotlote vorbereitet. In ein größeres Bleischrot wird ein kleiner handelsüblicher Gummiring eingeklemmt, ggf. mit einem Tropfen Sekundenkleber befestigt und über den Gummi ein Posenring geschoben. Zum Loten wird der Haken in den kleinen Gummiring eingehängt und mit dem Posenring fixiert. Ausgelotet wird wie zuvor beschrieben.

Ausloten mit der Lotpose (1)

Vor Jahren sah ich mal eine von einem bekannten deutschen Angelprofi kreierte Lotpose mit 15 g Tragkraft in Aktion. Eine solche Pose bewährt sich seitdem auch bei mir. Das Prinzip ist einfach:

BildDie Angelschnur wird in den oberen Clip am oberen Posenkörper gelegt, anschließend 3 mal um den teilbaren Edelstahlkiel gewunden und schließlich in den Konnektor am unteren Posenende eingelegt. An das Schnurende wird ein mind. 20 g schweres, oben beschriebenes Lotblei befestigt. Nun wird das Ganze an die vorgesehene Angelstelle geworfen und gewartet, bis an lockerer Schnur die Pose auftriebsgemäß an die Oberfläche kommt. Dann wird die Schnur gestrafft und gleichmäßig eingekurbelt. Durch die gestraffte Schnur und der mehrfachen Schnurumlegung um den Stahlkiel ist genügend Reibung vorhanden, um die Pose an der Schnur festzusetzen und so die genaue Tiefe an der Angelstelle anzuzeigen. Die Posenmontage muss ich zum Loten nicht abmachen, Gegebenenfalls muss ich Pose (Stickpose) und Blei ein wenig zusammenschieben.Eine Wagglerpose sollte aber zur Lotung zeitweise aus dem Einhänger genommen werden. Die Lotpose wird dann über der Pose oder dem Stopper an der Schnur angebracht. Nach dem Loten wird die angezeigte Tiefe an der Schnur markiert, die Lotpose abgemacht und Pose oder Stopper auf die markierte Tiefe eingestellt.

Ausloten mit der Lotpose (2)

BildDiese Form des Auslotens verwende ich, um mir eine Stelle zwecks längerer Anfütterung vorzubereiten oder neue Angelstellen bzw. Gewässerstrecken kennen zu lernen. Dazu verwende ich eine sog. Segelpose mit ca. 20 g Tragkraft und ein schwereres Birnenblei. Nach dem Einwerfen mit einer separaten Rute mit entsprechendem Wurfgewicht halte ich die Schnur leicht unter Spannung, so dass das Lotblei samt Pose auf den Grund sinkt. Nun gebe ich möglichst immer in der gleichen Länge (vorher an der Rute markiert und abgemessen) nach und nach Schnur, bis die Pose an der Oberfläche erscheint. Die Anzahl der Schnurnachgebungen, multipliziert mit der markierten Länge ergeben die Wassertiefe (bspw. 8 Schnurnachgebungen x 0,7 m Abstand zwischen Rolle und Leitring Rute = 5,6 m Wassertiefe).

Ausloten mit Echolot und mobilem Geber

BildAn einem Gewässer habe ich vor Jahren diese Möglichkeit zum Ausloten von Angelstellen gesehen und war sofort begeistert. An einer Rute wird ein schwimmender batteriebetriebener Geber bis ca. 40 m weit ausgeworfen und langsam eingeholt. Auf dem Echolotbildschirm erscheinen Tiefe, Verlauf und Beschaffenheit des Gewässergrundes. Seitdem nutze ich selbst diese Möglichkeit des Auslotens gern bei neuen Angelstellen oder neuen Gewässern bzw. -strecken. Bei bekannten Angelstellen greife ich aber wegen des geringeren Aufwandes auf die vorgenannten Auslotmöglichkeiten zurück

Resümee

Je nach Erfahrung kann das Ausloten mit wenigen Würfen oder vielen Würfen geschehen. Erschwert wird dies durch stärkeren Wind und größere Angelent-fernungen. Es macht auch aus eingangs erwähnten Vorteilen Sinn, dass nähere Umfeld der Angelstelle auszuloten. Alles loten ist aber immer mit einiger Unruhe an der Angelstelle verbunden. Das kann oftmals die besseren Fische zumindest für einige Zeit vergrämen.

Gerade in der kalten Jahreszeit lohnt es sich bei eisfreien Gewässern, die Angelgewässer und die dort befindlichen potentiellen Angelstellen besser kennenzulernen. Durch die fehlende Belaubung der Bäume, den verwelkten Uferbewuchs und den z.T. abgestorbenen Wasserpflanzen ist zudem die Geländestruktur der Gewässerufer besser erkennbar. Und oftmals geht diese Struktur so unter Wasser bis zur Gewässersohle weiter. In Vorbereitung darauf besorge ich mir vorher eine möglichst großmaßstäbige Kartengrundlage vom Gewässer. Dies ist im elektronischen Zeitalter mit Google Earth o. a. kein Problem mehr. Zur Not muss mir auch eine selbst angefertigte Gewässerskizze helfen. So kann ich im Zuge des Auslotens von neuen Angelstellen die Messergebnisse und die dabei gewonnenen Beobachtungen (fester Grund, Schlamm, Rinnen und Kanten, Pflanzen etc.) gleich in eine Karte eintragen. Dies halte ich für eine gute Vorbereitung auf die neue Angelsaison. Am komfortabelsten geht das Ausloten natürlich mit dem vorgenannten mobilen Echolot.

Wie bereits mehrfach betont, ist eine gute Gewässerkenntnis bzw. eine gute Kenntnis der Unterwasserstrukturen der Angelstellen das A und O für erfolgreiches Angeln.

In diesem Sinne ein kräftiges Petri Heil!

Bild: Arndt Zimmermann