Feedern im Strom Feedern im Strom
Bild: Arndt Zimmermann
Feedern im Strom
Vor einer traumhaften Kulisse wie der Festung Königsstein ist das Angelerlebnis besonders intensiv.

Text: Arndt Zimmermann

Seit ich erstmals vor vielen Jahren erfolgreich an einem großen Fließgewässer – auch Strom genannt – geangelt habe, zieht es mich jährlich immer wieder mal an einen solchen. Der von mir aus nächstgelegene Strom ist die Elbe in der landschaftlich reizvollen Gegend der Sächsischen Schweiz zwischen Schmilka und Dresden. Der Literatur nach ist die Elbe eines der fischreichsten Fließgewässer Deutschlands. Im Ergebnis meiner bisherigen Fangerfolge an diesem Gewässer glaube ich das uneingeschränkt. Ich hatte aber auch mehrfach erfolgreich die Gelegenheit, an der Aller, der Weser und auch am Rhein zu  feedern.

Es ist schon einige Jahre her, da habe ich in meinem ersten Artikel über „Meine bewährten Feeder-/Picker- und Schwingspitzenmontagen“ geschrieben (Fischer & Angler 1/2013). Darin habe ich drei von mir bevorzugte Feedermontagen vorgestellt. Die beiden erstbeschriebenen Montagen nutze ich auch beim Feedern im Strom. Bei der Wahl des Futterkorbes sowie die Wahl zwischen geflochtener und monofiler Schnur mit oder ohne Schlagschnurvorsatz hatte ich damals auf ein gesondertes Thema verwiesen. Mit diesem Artikel versuche ich, meine beim Stromfeedern gewonnenen Erfahrungen darzulegen. Auch vor dem Hintergrund, dass sicherlich die heimischen „Stromangler“ bestimmt noch vielseitigere Erfahrungen beim Feedern im Strom haben.

Zum Gerät

Zum Stromfeedern stehen mir eine 3,9 m lange, bis 150 g Wurfgewicht bewältigende sog. Heavy Feederrute sowie eine 4,5 m lange und bis 120 g Wurfgewicht agierende Feederrute zur Verfügung. An Feederspitzen verwende ich sog. „heavy“ Karbonspitzen mit 5 und 4 oz Wurfgewicht. Wichtig ist mir dabei, dass die Feederspitzen rel. große End- und Schnurlaufringe haben (beim Kauf darauf achten!). Denn Weidensamen und andere anschwimmenden Pflanzenteile können sich an die Schnur heften und beim Schnureinzug am zu kleinen Spitzenring zusammenschieben und so die Spitze abbrechen lassen. Ich habe bei meinen ersten Feedereinsätzen am Strom auf die Weise eine Feederspitze mit zu kleinen Ringen weggebrochen.

BildMeine 3000er Stationärrollen sind einmal mit einer 0,26er dehnungsarmen Monofilen und einmal mit 0,10er rundgeflochtenen gelben Schnur gefüllt. Bei letzterer habe ich eine 8 m lange 0,28er Monofile als Dehnungsreserve und Art Schlagschnur davor geknotet. Einer der m. E. besten Verbindungsknoten, der Albrightknoten, verbindet beide Schnüre bombenfest miteinander. Zum problemlosen Durchgleiten des Schlagschnurknotens beim Werfen sind auch hier große Schnurlaufringe an der Feederrute vorteilhaft. Wie eingangs angeführt, benutze ich eine Montage mit einem gleitenden Futterkorb mit Hilfe von Wirbel mit Einhänger auf der Hauptschnur. Die benutzte Montage ist eine sog. Schlaufenmontage. Die Herstellung beider Montagen beschrieb ich im genannten Artikel. Das ca. 80 bis 100 cm lange Vorfach ist als Sollbruchstelle tragkraftschwächer als die Hauptschnur und mit einem entsprechend der verwendeten Köder stabilen und scharfen 6er bis 12er Haken versehen.   

Da die ausgelegten Ruten zwecks Verminderung des Strömungsdruckes steil aufgerichtet abgestellt werden sollten, hat sich bei mir ein sog. Brandungsrutenhalter gut bewährt. Wichtig ist ein fester Stand des Rutenhalters. Denn die Zugbelastung auf die Rute durch Strömung sowie ggf. durch Treibgut und bei heftigen Anbissen ist nicht zu unterschätzen. So ist mir schon einmal bei einem heftigen Anbiss der Rutenhalter samt Rute gen Wasser umgeflogen. Geistesgegenwärtig konnte ich jedoch beides sicherstellen, nicht jedoch den wahrscheinlich guten „Anbeißer“. Was wäre passiert, wenn ich gerade durch ein kleines menschliches Bedürfnis abgelenkt wäre. Deshalb, immer schön bei der/den Rute/n bleiben bzw. diese sichern. Stellenabhängig habe ich daher zum sicheren Stand des Rutenhalters zusätzlich einen steingefüllten Sack als Beschwerung angehängt. Ein stabiler und höhenverstellbarer langer Rutenhalter (Bankstick) erfüllt auch seinen Zweck. Ich verwende solche mit Schraubspitze, um eindrehend ins Erdreich oder zwischen den Steinen ordentlichen Halt zu bekommen. Ebenso ist ein Einsteckrutenhalter mit Erdspeer bei festem Halt im Boden eine Alternative. Ich habe auch Angler am Strom gesehen, welche Rod Pods mit Neigungsverstellung benutzen. Jeder so, wie er mag.

Futter und Köder

Das Futter muss im Fließgewässer viel bindiger sein als im Stillwasser. Es muss ja nach dem Einwerfen des Futterkorbes auch am Grund ankommen und sich erst dort aus dem Korb lösen. Und dies nicht nur bei den aktuellen Niedrigwasserständen. Entweder ich vertraue den Fertigfuttermischungen für‘s Feedern im Fließgewässer oder ich stelle eine eigene bindige passive Futtermischung zusammen. Dazu habe ich bereits in meinen Artikeln „Futter bei die Fische Teil 1 und 2“ Ausführungen gemacht. Bestens als Köder bewährt haben sich Maden, Caster, Tau- und Mistwürmer, Dosen- oder Angelmais, Nudelstücke, Teig, Käse, Frühstücksfleisch und Köderfische bzw. Teile davon. Aber auch kleinere Boilies und Pellets finden immer Abnehmer bei den Fischen. Bedarfsweise stecke ich die Köder direkt auf den Haken oder verwende sie am Haar. Die vor Jahren an der Unterelbe beschriebenen „Plagegeister“, die Grundeln, sind mittlerweile auch hier in der Elbe zu finden und haben unsere Maden und Würmer gleichfalls zum Fressen gern (Foto 

Taktik

Als Angelplatz wähle ich in der kalten Jahreszeit strömungsberuhigte tiefere Stellen im Strom, Hafeneinfahrten, Gewässereinmündungen (wo gestattet) und die Strömungskanten (Verwirbelungsbereich) hinter natürlichen oder künstlichen Gewässerhindernissen. In der warmen Jahreszeit versuche ich im Hauptstrom mein Glück in der Fahrrinne. Die Schifffahrtsmarkierungen (rote und grüne Bojen) sind gute Anhaltspunkte für die Fahrrinne. Ideal sind Außenkurven, bei welchen die Fahrrinne in kürzerer Wurfweite liegt. Geeignete Angelstellen kann ich mir während der Niedrigwasserzeit an der Elbe entlang wandernd erkunden oder durch Erfahrungsaustausch mit heimischen Anglern erfahren. Auch im Internet kann ich die Elbe streckenweise erkunden. Diese Satellitenaufnahmen sind oft schon paar Jahre alt, aber dennoch eine brauchbare Übersicht.

Habe ich trotz oftmals Parkproblemen in Elbnähe meinen Angelplatz gefunden und das Gerät aufgebaut, beginne ich meist mit zwei Ruten zu feedern (Foto 4). Dabei lege ich eine Futterstelle der „oberstromseitigen“ Rute mit 5 Futterkorbfüllungen in näherer Entfernung möglichst punktgenau leicht stromab vom Angelplatz an und merke mir nach erstem Einwurf des Futterkorbes die Wurfrichtung nach Merkmalen am gegenüberliegenden Ufer (großer Baum, Leitungsmast etc.). Bei Windstille ist dies auch gut möglich anhand der im Wasser widerspiegelnden Abbildungen des gegenüberliegenden Ufers. Da sich die lockere Schnur beim Neubefüllen des Futterkorbes  gern mal um die Feederspitze wickelt, prüfe ich vor jedem Auswurf den freien Schnurdurchlauf zur Vermeidung von Spitzenbruch.

Nach dem Anfüttern wird das Vorfach eingehängt und der Haken beködert. Unmittelbar nach dem Einwerfen der beköderten Montage mit einem Überkopfwurf führe ich die Rute bei geöffnetem Schnurfangbügel schnell stromauf etwa parallel zum Ufer, schließe den Schnurlaufbügel und stelle die Rute möglichst zügig in den Rutenhalter. Der dadurch entstandene Schnurbogen zum Futterkorb lässt diesen ruhiger an der Futterstelle liegen als eine zu straff gespannte Schnur. Somit kann ich auch das Futterkorbgewicht von bspw. oft verwendeten 80 g auf 60 g reduzieren. Dies geht dann auch mit weniger lautstarken und fischscheuchenden Klatschgeräuschen beim Einwerfen einher. Und es reduziert auch beim beißenden Fisch den schädlichen stärkeren Gegenzug durch die gespannte Rute. Die erzielte Entfernung zur Futterstelle markiere ich farbig mit wasserfestem Markerstift auf der Schnur. Mit der „unterstromseitigen“ Rute wird dann in gleicher Weise mit 5 Futterkorbfüllungen eine weiter entfernte Futterstelle leicht stromab in der Fahrrinne angelegt. Die eingestellte Rollenbremse soll bei stärkerem Zug Schnur freigeben.

Um die Bisse zu erkennen, sitze ich  in der sog. „Rasiersitzmethode“ hinter den Ruten und schaue hinauf auf die Rutenspitzen. Um nicht ständig angestrengt den Kopf in den Nacken auf die Rutenspitze/n zu starren, habe ich mal probehalber Aalglöckchen an die Rutenspitze/n angebracht. Aber so richtig überzeugend war dies nicht. Oder ich habe dies nicht ausführlich genug probiert. Besser ist da schon ein rückenverstellbarer Angelstuhl.

Die Anbisse kommen je nach Fischart und –größe teils leicht zitternd (Grundeln) bis heftig ausschlagend (Barben). Man bekommt sehr schnell mit, ob die Zitterspitze leicht rhythmisch bewegend Strömung oder Wind anzeigt oder bei stetigem Zug Treibgut, oft einhergehend mit einer Verlagerung des Futterkorbes, bedeutet.

Der Anschlag (ist ja meist nicht mehr nötig) besteht im Aufnehmen der gespannten Rute in der Zugphase der Rutenspitze. Der Drill der Fische wirkt bedingt durch die langen Ruten und durch Strömungsunterstützung selbst bei „normalen“ Fischgrößen stärker als im Stillgewässer und ist schon deshalb jedesmal eine schöne und gewünschte Herausforderung. Wird die Bissfrequenz höher, nehme ich die Rute mit der geringeren Bissfrequenz heraus und konzentriere mich nur auf eine Rute. Die Ausbeute ist mit einer Rute höher als mit 2 Ruten, bei welchen man in den Beißphasen gestresst mindestens 4 Arme bräuchte. Ab und an entleere ich aber einen Futterkorb auf die andere Futterstelle, um diese bei nachlassendem Beißen als Ersatzstelle zu haben. Da wie überall an den Gewässern auch immer mit unlösbaren Hängern und damit Abrissen zu rechnen ist, habe ich Ersatzfutterkörbe und –vorfächer dabei. Meist verwende ich Metall- oder Plastfutterkörbe mit 60-100g Bleischlitten in der Fahrrinne und 40 bis 60g in strömungsberuhigten Abschnitten. Plastfutterkörbe steigen beim Schnureinzug schneller auf als Metallfutterkörbe und vermindern so die Hängergefahr. Mit Krallenfutterkörben habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt.  

Nach ca. 5 bis 10 Minuten ohne Biss wird eingeholt, der Futterkorb neu befüllt, ggf. neu beködert und wieder die Futterstelle möglichst punktgenau angeworfen.

Niedrigwasser im Strom hat den Vorteil des geringen Schiffsverkehrs, welcher sonst nach jeder die Angelzeit fressenden Schiffspassage eine Erneuerung der Futterstelle bedingt (Foto 11). Und einen ausreichenden Spülsaum infolge Wellenschlags durch Schiffe brauche ich beim Angelplatz nah am Wasser auch nicht beachten. Dennoch muss ich immer wieder mal stromaufblickend ein waches Auge auf in Angelentfernung anschwimmendes größeres Treibgut oder vorbeikommende Kleinboote haben, um die Ruten zu sichern

Beim Feedern in der Fahrrinne vor vorbeifahrenden Schiffen besser Rute rausnehmen und den Wellenschlag beachten
Bild: Arndt Zimmermann
Nachsatz

Am Ende entscheiden die Fische, ob der Angelplatz und die Taktik gut gewählt waren oder nicht. Da ich bei verschiedenen Fischarten kein Kostverächter bin, nehme ich immer wieder mal einen maßigen Küchenfisch mit nach Hause. Denn frischen Fisch gibt es m. E. nur bei einem Angler.

Und wenn abschließend neben dem Angeln auch die umgebende Landschaf wahrgenommen und zudem selten gewordene Tiere oder Pflanzen beobachtet oder vor die Linse gebracht werden können, hat sich der Angeltag wieder mal gelohnt.

Petri Heil wünscht Arndt Zimmermann