In meinem vorletzten Artikel im Fischer & Angler (Ausgabe 3-2020: „Von einem der auszog, um Maränen zu fangen…“) erwähnte ich u. a., dass es besser, fängiger und preiswerter ist, wenn man seine Hegenenymphen selbst bindet und auch die Hegenen selbst herstellt. Wohlgemerkt, so man die Zeit und die Muße dafür hat. Aber gerade die wetterbedingt angelarmen Monate des Winters eignen sich in Vorfreude auf die neue Saison sehr gut zu solchen „Basteleien“. Im folgenden Frühjahr bis Frühsommer, wenn die Maränen noch ufernah entlang ziehen, können die selbstgebundenen Hegenen gleich am Maränengewässer vom Ufer aus eingesetzt werden. Der Vorteil der selbstgefertigten Hegenen ist, dass ich selbst entscheide, welche hochwertige Monofile ich für den Hauptarm und die Seitenarme verwende. Zudem, mit welchen Knoten ich die Nymphen an die Seitenarme und die Seitenarme an den Hauptarm anbinde. Letztendlich ist es wie beim Friedfischangeln auch, wo man mit einer Standardmontage und einem Vorfach nicht auskommt. Vielmehr legt man sich gemäß den gemachten Erfahrungen eine Vielzahl von verschiedenen Vorfächern an und setzt diese entsprechend ein.
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Text: Arndt Zimmermann
Zuerst binde ich die Nymphen. Voraussetzung dazu ist ein Bindestock. Den gibt es schon für kleines Geld zum Anschrauben an den Tisch bis zu Rotationsbindestöcken mit Standfuß für größere Geldsummen. Da ich meine Fliegen fast ausschließlich selbst binde, hat sich bisher ein besserer Rotationsbindestock mit Fußplatte bewährt. An Haken verwende ich 12er oder 14er goldene sog. Shrimphaken guter Qualität namhafter Firmen. Kleinere Haken bis Größe 18 können u. U. an einigen Gewässern eine bessere Bissausbeute bringen, bergen aber auch die Gefahr von häufigeren Fehlbissen und Aussteigern. Bei größeren Haken nimmt die Bissanzahl rapide ab. An Bindematerial eignet sich sog. Bindeseide ganz gut. Das vielfädige Material legt sich beim Binden sehr eng an den Haken an. Mit einer Bindeseide in Kontrastfarbe gerippte Nymphenkörper können die Nymphe noch ein wenig aufpeppen. Für den Kopf der Nymphen verwende ich auch gern kleine Perlen (Ø um 2,5 mm) verschiedener Farben aus dem Bastlerladen. Die Farbwahl des Bindefadens einschl. verwendeter Kopfperlen ist vergleichbar mit anderen Kunstködern riesig. Am Anfang sollte man sich auf einige Standardfarben beschränken, bis weitergehende Erfahrungen gemacht werden. So habe ich bisher bspw. mit roten Nymphen mit schwarzem Kopf oder einfarbig roten Nymphen Erfolg gehabt. Diese ähneln am ehesten den in vielen Gewässern natürlich vorkommenden roten Mückenlarven, einer Nahrung der Maränen. Daher ist diese Farbkombi in fast allen meiner gebundenen Hegenen zu finden. Nach Auswertung einiger Hegeneeinsätze mit Erfolg an verschiedenen Maränengewässern kristallisieren sich dann die jeweilig fängigen Nymphenfarben in versch. Wassertiefen und Jahreszeiten heraus. So kann ich dann ganz spezielle Hegenen für die betreffenden Gewässer anfertigen. Die Bindeweise der Nymphen ist recht einfach und auch für Anfänger im Fliegenbinden geeignet. Im Internet gibt es zum „Binden einer Hegenenymphe“ einige anschauliche Möglichkeiten. Wichtig nach Abschluss des Bindevorganges sind der Abschlussknoten und die anschließende Versiegelung der Nymphen mit Bindelack. Auch farbloser Nagellack oder UV-aktiver Lack eignet sich da. Eine lackierte glänzende Nymphe hält länger und ist m. E. auch fängiger.
... an den Seitenarm. Dazu nehme ich ein ca. 20 cm langes Stück farbloses Monofil 0,18 bis 0,22 mm. Auch Fluorocarbon ist geeignet, hat aber eine etwas geringere Tragkraft. Der Literatur nach verwenden einige Angler für die Seitenarme der Hegene eine dickere Schnur als für den Hauptarm. Dadurch steht die Nymphe besser ab. Das ist jedoch beim Verwenden steiferer monofiler Schnüre und leichter Nymphen sowie durch das Binden der nur ca. 2 - 3 cm langen Seitenarme nicht unbedingt nötig. Die Nymphe wird nun auf das Schnurstück gefädelt und anschließend ein doppelter Schlaufenknoten gemacht. Beim langsamen Zuziehen muss darauf geachtet werden, dass der Knoten nicht am Hakenöhr anliegt. Zur besseren Beweglichkeit der Nymphe sollte ein kleiner Abstand von 2 – 4 mm eingehalten werden. Habe ich auf diese Weise 5 Nymphen angeknotet, bereite ich den Hauptarm vor.
Für die Hauptarme der Hegenen, die mit einer der im vorletzten Artikel vorgestellten Montagen vom Ufer aus kraftvoll geworfen werden, verwende ich 0,20 bis 0,25 mm starkes farbloses Monofil. Für Hauptarme und Seitenarme von Hegenen, die vom Boot aus an der Rute vertikal geführt eingesetzt werden, kann die Schnurstärke deutlich dünner ausfallen. Diese schnurschwächeren Hegenen werden da sicherlich mehr Bisse liefern, aber auch die Gefahr des Abrisses gerade besserer Fische erhöhen.
Der Abstand der Seitenarme am Hauptarm beträgt bei gekauften Hegenen meist um 35 cm bei einer Hauptarmlänge von ca. 2 m. Ich kann diesen Abstand der Seitenarme und die Gesamtlänge des Hauptarmes beim Selbstbau der Hegenen aber variieren. Vermute ich die Maränen gerade im zeitigeren Frühjahr mehr in Grundnähe, kann ich die Abstände der Seitenarme nach Belieben verringern auf z. B. 20 cm und somit auch den Hauptarm kürzer machen. Und ich muss nicht max. 5 Seitenarme an den Hauptarm binden, sondern kann auch Hegenen mit bspw. nur 3 Seitenarmen fertigen.
Ich habe mich im Folgenden zu einem 30 cm Abstand der Seitenarme entschlossen und beginne ca. 40 cm von einem Ende eines 2,5 m langen Schnurstückes (später oberes Ende) einen Seitenarm mit der Nymphe zum oberen Schnurende zeigend anzuhalten. Es folgt ein mindestens doppelter Schlaufenknoten. Beim langsamen Zuziehen des Knotens mit Anfeuchten muss ich versuchen, eine Seitenarmlänge von 2 – 3 cm zu erhalten. Das habe ich an Versuchsstücken auch mehr als einmal geübt, bis es leidlich klappte. Richtig angeknotet steht nun der Seitenarm leicht nach oben vom Hauptarm ab. Nach Abmessen von weiteren 30 cm am Hauptarm erfolgt nun in gleicher Weise die Anbindung des nächsten Seitenarmes, bis alle 5 Seitenarme am Hauptarm angebunden sind. Idealerweise stehen nun die Nymphen mit den Hakenspitzen nach außen und haken somit besser im Maul der Maränen. Nur habe ich das bisher auch nicht in jedem Fall hinbekommen und die Hakenspitzen zeigen oft nach innen. Was aber der Beißfreudigkeit keinen Abbruch tut. Nur sind einige Spezialisten der Meinung, dass die Maränen dadurch oft in der weicheren unteren Maulpartie gehakt werden und somit eher ausschlitzen können. Hier gilt es wieder, eigene Beobachtungen machen und diese entsprechend auswerten. Schließlich werden am unteren und oberen Ende des Hauptarmes im gleichen Abstand von 30 cm zum jeweils letzten Seitenarm je ein kleiner Wirbel mit Einhänger angeknotet und fertig ist die Hegene. Ich verwende kleine Wirbel mit Duolockeinhänger von ca. 6 kg Tragkraft. Größere Wirbel mit Einhänger fallen zu groß und zu grob aus und passen nicht zur Relation der Hegene.
Zum Aufbewahren solcher Hegenen gibt es mehrere Möglichkeiten, wie bspw. handelsübliche Plastikboxen mit vorgefertigten Kunststoffspulen.Bisher habe ich meine wenigen Hegenen auf Schaumstoffrollen aufgewunden. Nur ist dies bei mehreren Hegenen mit jeweils 5 Haken an Seitenarmen nicht so einfach zu händeln wie bei Vorfächern mit einem Haken. Da sind nach meinen bisherigen Erfahrungen für jede Hegene einzelne Kunststoffspulen besser zu handhaben. Auch gekaufte Hegenen sind jeweils auf einer Kunststoffspule aufgewunden.
Solche Spulen kann ich mir einfach selbst herstellen und gestalten. Die Idee kam mir in einem Großmarkt, wo ich im vergangenen Sommer verschiedenfarbige Schwimmhilfen sah. Diese eignen sich auch wunderbar als Vorfachauf-bewahrungsrollen, aber in diesem Fall als Basis für Hegenespulen. Mit einem scharfen Teppichmesser (Cuttermesser) habe ich nach Bedarf ca. 1,5 bis 2 cm breite Spulenrohlinge abgeschnitten. Mit einer Heißluftpistole erwärmte ich den Rundstahl eines alten Schraubenziehers und zog/drückte ihn über den Rücken der einzelnen Spulen. Die durch den warmen Stahl entstandene Vertiefung nimmt später die Hegene auf. Fertig war eine Hegenespule. Auf Grund der 3 Farben der Hegenespulen kann ich die einzelnen Hegenen ganz gut sortieren. So nehme ich bspw. für Hegenen mit 12er Haken, welche vom Ufer aus verwendet werden, die grünen Spulen. Für Hegenen mit 14er Haken vom Ufer aus nehme ich die gelben Spulen und für Hegenen vom Boot aus die roten Spulen. Sollte ich noch mal eine solche blaue Schwimmhilfe kaufen können, werden auch noch die Hegenen vom Boot aus analog den Uferhegenen separiert.
Nun wird die Hegene aufgewunden, die Nymphen auf einer Seite an der Spule befestigt und die beiden Enden mit bunten Stecknadeln fixiert. Auch hier kann ich, wie bereits in einem früheren Artikel bei der Aufbewahrung von Friedfischvorfächern erwähnt, mit der Farbe der Stecknadelköpfe die Schnurstärke der Hegene darstellen. Z. B. zeigt mir ein weißer Nadelkopf die Schnurstärke 0,20 mm, ein gelber 0,22 mm, ein roter 0,24 mm usw. an. Schließlich kann ich auch den cm – Abstand der Seitenarme auf der Spule vermerken.
Zur Aufbewahrung dieser einzelnen Hegenespulen, welche ich mit ans Wasser nehme, dient eine leere zylindrische Dose von einem Knabbergebäck. Zwecks Vermeidung von Schleichwerbung, vor allem aber zum Schutz gegen Feuchtigkeit habe ich diese mit dunklem Klebeband umwickelt. So passen in eine solche Dose 14 Hegenespulen hinein. Beim Transport können sie sich aber in der Dose bewegen. Entsprechend dem Innendurchmesser der Hegenespulen habe ich einen passenden „Haltestab“ gesucht. Diesen fand ich in einem Blankstück einer kaputten Karbonrute. Passend zurecht gesägt und oben und unten verschließbar gemacht kann ich darin zudem bedarfsweise die passenden Bleioliven/Tiroler Hölzl und anderes Kleinmaterial, wie Wirbel etc. platzsparend mitführen (Foto 10).
Nun kann sie kommen - ich bin gewappnet für die neue Maränensaison. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen beim „Nachbau“ von Hegenen.
Petri Heil - Arndt Zimmermann