Methodfeedern Methodfeedern
Bild: Arndt Zimmermann
Methodfeedern
Methodfeedern

Text und Fotos: Arndt Zimmermann

Seit einigen Jahren geistert der Begriff Methodfeedern durch die Angelwelt. Hierbei handelt es sich um eine Selbsthakmethode mit speziellen offenen Futterkörben auf größere Friedfische. Parallelen zum modernen Karpfenangeln sind unverkennbar.

Angeregt durch den vergangenen langen Herbst, den milden Winter und zeitigen Frühling habe ich mich auch mal in diese Methode vertieft. Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen, ich war und bin begeistert und habe dieser Methode einen festen Platz in meinem Anglerleben gesichert. Und Aufregung ist vorprogrammiert, wenn nach einer längeren Ruhe an den Ruten und einer schläfrigen Gemütlichkeit auf dem Angelstuhl in schöner Natur urplötzlich ein Kreischkonzert der Rolle startet, weil ein Karpfen den Köder genommen und sich dabei selbst gehakt hat. Aber gerade das macht ja das Angeln so interessant und unberechenbar. Vorteilhaft finde ich bei dieser Methode auch, dass ich nicht viel Ausrüstung mitnehmen muss und mit wenig Futter und Ködern auskomme. Und Sorgen um die Beschaffung von Lebendködern muss ich mir auch nicht machen. Kurz und gut, diese Methode ist so richtig was für kürzere Angeleinsätze bspw. vor oder nach der Arbeit (in den Sommermonaten).

Dieser genannte milde Winter brachte es mit sich, das es die Fische nicht so genau mit der Winterruhe nahmen und ganz gut an die Angel gingen. So konnte ich dank dieser Methode größere Plötzen, Rotfedern, Bleie und insbesondere viele Karpfen, auch bessere dabei, haken.

Das Angelgerät

Ich verwende eine sog. Posenrute mit Semiparabolikaktion von 3,90 m Länge und einem WG bis 50 g sowie eine relativ weiche Feederrute von 3,60 m und bis 80 g WG. Wichtig ist, dass die Ruten nachgiebig sind, um die erste Powerflucht der Fische nach dem Selbsthaken in Kombination mit der Rollenbremse abzufangen. Dank dieser Nachgiebigkeit wird auch ein Ausschlitzen des Hakens minimiert und gleichzeitig die Bruchgefahr bei Verwendung dünnerer Schnüre gesenkt. Da ich kein großer Freund von Elektronik beim Angeln bin, sind an meinen Ruten Halterungen für Seitenbissanzeiger angebracht.

An Rollen nehme ich mit Vorliebe 2500 bis 3000er Stationärrollen mit fein einstellbaren Bremsen und einer zusätzlichen Kampfbremse, des bequemen Handlings wegen. Ich habe auch Freilaufrollen verwendet, aber den Kampfbremsrollen bin ich mehr zugetan.

Um den Fisch nach dem Fluchtbiss Paroli zu bieten und Schnurabrisse gering zu halten, wähle ich die Schnurstärke immer eine Nummer größer als beim Posen- oder Feederangeln. So habe ich im Winter und Frühjahr 0,18 bis 0,20 mm und im Sommer 0,22 bis gewässerabhängig 0,26 mm sinkendes Monofil auf meinen Rollen. Wichtig erscheint mir die Wahl einer guten Qualitätsschnur mit entsprechender, dem Gewässergrund angepassten Färbung und einer hohen Abriebfestigkeit. Setze ich gut sichtbare farbige Schnüre ein, werden vor dem Flatfeeder eine dem Gewässergrund angepasste oder aus Fluorcarbon bestehende 0,8 m lange Zwischenschnur, mit der Hauptschnur mit Knotenlosverbinder verbunden, vorgeschaltet. Ein paar solcherart vorbereitete Reservemontagen führe ich immer mit. Mit dem Einsatz von geflochtener Schnur bei dieser Methode konnte ich mich bis jetzt noch nicht anfreunden, aber probieren werde ich es auf jeden Fall noch.

BildDas Vorfach wähle ich als Sollbruchstelle eine Nummer schwächer als die Hauptschnur. Auch hier ist mir eine gute Schnurqualität mit einer hohen Abriebfestigkeit und einer dem Gewässergrund angepassten Färbung oder Fluorcarbon wichtig. Als günstig halte ich im Winter bis zeitiges Frühjahr Vorfachlängen von 10 cm und später im Jahr bis 20 cm. Grund sind die temperaturbedingt geringen Aktivitäten der Fische bei der Nahrungsaufnahme im Winter und demgegenüber die umso größere Agilität im Sommer.

Als Haken nehme ich bevorzugt stabile, dennoch leichtgewichtige, geschränkte  und glanzarme Qualitätsöhrhaken. Sie müssen nadelspitz sein, um leicht ins Fischmaul einzudringen (Fingernagelprobe). Meist sitzt der Haken im vorderen ledrigen Maulbereich. Die Größen bewegen sich entsprechend den verwendeten Ködern zwischen 6 bis 10. Da ich meine Vorfächer selbst fertige, habe ich ans Haar einen kleinen Plastikspieß  angeknotet, auf welchen dann die vorgebohrten Köder gut haltbar gesteckt werden.

 

Bild: Arndt Zimmermann

Eigene Herstellung von Vorfächern für's Methodfeedern

Ich habe verschiedene Flachfutterkörbe (Flatfeeder) samt zugehörigen Mulden (Mould) namhafter Anbieter probiert und mit Flatfeeder und Mulde zweier verschiedenerHersteller die besten Ergebnisse erzielt. Als günstigstes Flatfeedergewicht favorisiere ich zwischen 30 bis 40 g, um einen guten Selbsthakeffekt zu erzielen. Sind die Flatfeeder zu leicht, verursachen diese Fehlbisse. Sind sie zu schwer, übt der laute „Klatscher“ beim Einwerfen m. E. gerade in stark beangelten Gewässern einen großen Scheucheffekt aus.   Bild

 

Köder

An Ködern verwende ich Miniboilies von 10 mm sowie Pellets oder sog. Dunbells von 8 mm bis 10 mm, aber auch speziellen aromatisierten Angelmais. Die Geschmacksrichtungen richten sich vielfach auch nach persönlichem Gefallen und Erfahrungen. Im Winter reichere ich Futter und Köder zusätzlich mit Duftstoffen, wie Leber, Krabben- bzw. Fischaroma an. Knoblaucharoma soll ja ein Renner gerade im Winter sein, aber nicht bei mir aus persönlicher Abneigung. Wenn da mal ein Fläschchen in der Angeltasche oder im Auto ausläuft, fürchterlich. Zu anderen Jahreszeiten bevorzuge ich Aromen, wie Vanille, Bittermandel, Kokos, Erdbeere etc..

Sogar Zwiebackteig, vor der Wende ein oft verwendeter Köder, in eine spezielle kleine Teigspirale geknetet und am Haar angeboten, habe ich erfolgreich probiert.

Die richtige Vorbereitung des Futters für den Flatfeeder sowie die richtige Konsistenz sind oft fangentscheidend. Auch ich habe mit eigenen preislich günstigen Futter-zusammenstellungen experimentiert und Lehrgeld bezahlt. Mal war die Futter-mischung zu trocken oder zu wenig bindig und ließ sich nicht zusammen mit dem Flatfeeder aus der Mulde lösen. Und wenn doch, lösten sich schon Teile beim Auswerfen, spätestensbeim Auftreffen auf die Wasseroberfläche. Somit kamen nur der Flatfeeder und der Köder am Grund an, ab und an auch noch vertüdelt und somit nicht fangbereit. BildWar die Futtermischung zu bindig und regelrecht klebrig, wie bspw. bei zu starker Beigabe von Vanillebiskuit, so löste sich der ins Futter eingebettete Köder auch unter Wasser kaum aus dem Flatfeeder. Dennoch gilt, je tiefer geangelt wird, umso bindiger muss das Futter sein, damit der Flatfeeder mit Futter und eingebettetem Köder auch am Gewässergrund ankommt.

Beim Einsatz von Minipelllet von 2 bis 3 mm im Flatfeeder müssen diese vorher wenige Minuten eingeweicht werden.

Es bleibt also noch genug Raum für weitere Experimente zur idealen eigenen Futtermischung. Bis dahin nehme ich, vor allem, wenn es mal schnell zum Angeln gehen soll, gern die Fertigfuttermischungen für’s Methodfeedern und bin bis jetzt ganz gut gefahren.

Die Taktik

Die Taktik ist ähnlich wie beim Feederangeln. Ich habe im vergangenen Winter und Frühjahr in stehenden Gewässern gern die flacheren Stellen aufgesucht, wohin der Wind das sonnenerwärmte Oberflächenwasser antreibt. Dabei ist ein digitales Thermometer ein gutes Hilfsmittel. Bei ruhigem Wetter oder an kälteren Tagen waren die tieferen Stellen im Gewässer erfolgreicher. Ja und über eine gute Gewässerkenntnis berichtete ich schon mehrmals.

Ich angle mit dieser Methode in Bereichen zwischen 15 bis 50 m Entfernung. Auch hier sollte man versuchen, eine vorher anvisierte Stelle immer wieder möglichst genau zu treffen. Da hier weniger Futter eingebracht wird als beim Feedern, stellen sich die Fische auf einen kleineren Raum ein. Die Intervalle zwischen den Neubestückungen der Flatfeeder, wenn es mal nicht oder wenig beißt, bewegen sich zwischen 15 bis 30 Minuten. Nach dem Auswerfen lege ich die Ruten mit weich eingestellten Rollenbremsen auf stabile Rutenhalter, der Fluchtbisse wegen, ab und führe die Schnur über die Seitenbissanzeiger.

Notlösung oder vielleicht eine neue Variante?

Beim Wurf ist mir mal durch eigenes Verschulden der Flatfeeder abgerissen und es war kein Ersatz zur Hand. Das heißt, Ersatz hatte ich, nämlich einen 30 g schweren Edelstahlfutterkorb. Also flugs einen Einhänger mit Wirbel und einen daran angeknoteten Vorfach in eine Verstrebung eingehängt. Zwecks Verhinderung des Scheuerns der Schnur an den Verstrebungen habe ich vorher ein Stück Antitangleschlauch aufs Vorfach gezogen. Diese Notlösung halte ich für eine gute und fängige Alternative, wenn mal kein zugegebenermaßen nicht ganz billiger Flatfeeder parat ist.

Bild: Arndt Zimmermann